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Carbonia und Monte Sirai

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Carbonia

Carbonia, ParkCarbonia ist eine sehr junge Stadt. Sie wurde am 5. November 1937 von König Viktor Emanuel III. gegründet. Am 18. Dezember 1938 hielt Benito Mussolini hier seine Einweihungsrede.
Unter dem Duce bekam der Bergbau auf Sardinien noch einmal einen immensen Aufschwung. Dadurch wurde auch der Abbau der eigentlich minderwertigen Braunkohle kurzzeitig interessant.
Carbonia wurde als reine Bergarbeiterstadt am Reißbrett entworfen und innerhalb kürzester Zeit gebaut. Im Vergleich zu den anderen sardischen Städten wirkt Carbonia viel offener, grüner und moderner.
Touristisch ist die Stadt aufgrund ihrer kurzen Geschichte nur wenig interessant, bietet aber gute Einkaufsmöglichkeiten und schöne Parkanlagen.

Piazza Roma

Piazza RomaDer zentrale Platz von Carbonia ist komplett mit Granitplatten ausgelegt und mit seinen umliegenden Gebäuden ein typisches Beispiel für die Faschisten-Architektur der 1930er Jahre.
An der Nordwestseite des Platzes steht das Rathaus, daneben ein Glockenturm aus Trachyt.

Carbonia hatte Ende der 1940er Jahre ca. 60.000 Einwohner. Wegen der schlechten Qualität der hiesigen Braunkohle war ein wirtschaftlicher Abbau auf Dauer unmöglich und so mussten immer mehr Minen schließen.
Viele der zugewanderten Arbeiter verließen die Stadt und die Bevölkerung sank auf ca. 30.000 Einwohner.

Im ehemaligen Bergwerk von Serbariu wurde das große Museum „Centro Italiano della Cultura del Carbone“ eingerichtet, das über die Geschichte des Bergbaus informiert. Es gibt eine Ausstellung von Bergbautechnik und ein Stollen kann besichtigt werden.

Torre Civica

Torre CivicaDer fünfstöckige Bau an der Südostseite der Piazza Roma wurde 1937/38 aus Trachyt errichtet und Torre Littoria genannt. Er war ursprünglich der Sitz der Faschistischen Partei. Von dem Balkon im ersten Stock hielt Mussolini seine Einweihungsrede für die entstehende Stadt.
Nach dem Ende des Faschismus wurden fast alle Symbole der Diktatur entfernt. Im Erdgeschoss ist noch ein Relief erhalten, das das Leben des „perfekten Faschisten“ darstellt.

1943 wurde der Turm vom Partito Sardo d’Azione (Sardische Aktionspartei) besetzt und blieb bis 2002 Sitz der Partei. Später wurden die Räume umgebaut und der Turm in „Torre Civica“ umbenannt. Heute beherbergt er verschiedene Büros der Stadtverwaltung.

Monte Sirai

Monte SiraiDieser Berg liegt ein paar Kilometer nordwestlich von Carbonia. Der Gipfel ist bequem mit dem Auto zu erreichen, allerdings ist der Abzweig an der SS 126 schlecht ausgeschildert.
Der Monte Sirai ist ein Tafelberg vulkanischen Ursprungs, der sich knapp 200 m über der Umgebung erhebt.
Von oben haben Sie eine herrliche Aussicht auf das benachbarte Carbonia sowie zu den vorgelagerten Inseln Sant’Antioco und San Pietro.

Wegen der strategisch günstigen Lage war der Berg schon von den Nuraghern bebaut worden.
Etwa ab 750 v. Chr. legten die Phönizier hier oben eine Siedlung an. Diese wurde um 530 v. Chr. zerstört und anschließend von den Puniern wieder aufgebaut. Später entstanden auch Befestigungsanlagen.
Seit 1963 finden hier Ausgrabungen statt.

Monte Sirai, GrabkammerDie Nekropole liegt ein Stück unterhalb des Berggipfels, wo es aufgrund des weicheren Gesteins möglich war, Kammern zu graben. Bei den Puniern war es Brauch, die Toten so gut wie möglich intakt zu begraben. Später wurden auch Familiengräber für mehrere Generationen gebaut.

Diese Nekropole besteht aus 14 Kammergräbern, der Kinder-Nekropole und einigen Einzelgräbern. Letztere wurden wahrscheinlich für die Reichen angelegt.
An den Seiten der quadratischen oder rechteckigen Kammern wurden Sarkophage ausgehöhlt. Die Grabbeigaben bestanden aus Geschirr und persönlichen Gegenständen wie z. B. Siegel, Schmuck und Amulette.
Die Kinder wurden in Amphoren bestattet, die in die Wände der Kammern eingesetzt wurden.

Monte Sirai, TofetDas Tophet entstand in punischer Zeit um 360 v. Chr. Von dem zentralen Tempel sind noch die Grundmauern erhalten.
Das Heiligtum diente als Begräbnisstätte für Kinder, die starben, bevor sie in die Gemeinschaft aufgenommen werden konnten. In den Riten während der Begräbnisse bat man den Gott Baal Hammon und seine Lebensgefährtin Tinnit um Beistand.
Die Kinder wurden in speziellen Urnen beigesetzt. Davon sind bisher ca. 400 Stück ausgegraben worden.
Zum Ende des 4. Jahrhundert begann man, den Gottheiten Gaben zu bringen – als Dank für ein Neugeborenes oder als Fürbitte. Diese Gaben waren Votivstelen die eine Gottheit, wahrscheinlich Baal oder Tinnit, darstellten.