Die Natur Sardiniens

Pflanzen

Erdbeerbaum

Früchte des Erdbeerbaums

Die Pflanzenwelt auf Sardinien zählt zur immergrünen mediterranen Vegetation.
Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts gab es ausgedehnte Mischwälder, die bis auf vereinzelte Reste einem rücksichtslosen Raubbau zum Opfer fielen.
Während der Industrialisierung herrschte ein hoher Bedarf an Holz für Eisenbahnschwellen, für die Verhüttung der abgebauten Erze und die Herstellung von Holzkohle.

Das einstige Unterholz der sardischen Wälder bildet heute die sogenannte „macchia“ – Büsche und Zwergsträucher, die fast die ganze Insel bedecken. Im Frühjahr bilden diese Sträucher ein farbenprächtiges Blütenmeer und im Sommer strömen sie die Düfte ihrer ätherischen Öle aus. Häufig stehen die stacheligen Büsche so dicht, dass das Wandern abseits der Wege unmöglich ist.

Korkeiche

Frisch geschälte Korkeiche

In den wenigen Wäldern haben sich Steineichen, Erdbeerbäume und Olivenbäume erhalten. Mancherorts finden sich auch Kastanien und – vor allem im Norden – lichte Korkeichenwälder.
Die Korkeiche hat eine große wirtschaftliche Bedeutung – ca. 80% der gesamten italienischen Korkproduktion kommt aus Sardinien. Neben der Korkgewinnung dienen diese Wälder auch als wichtiges Weideland.

Um die Trockenlegung der Sümpfe zu beschleunigen, pflanzte man im 20. Jahrhundert viele Eukalyptusbäume an, weil diese dem Boden sehr viel Feuchtigkeit entziehen.
Im Hinterland der langen Sandstrände wurden ausgedehnte Pinienwälder angelegt, um den Sandboden zu festigen. So entstanden schöne schattige Oasen, die vielerorts für Campingplätze genutzt werden.

Inzwischen gibt es viele Aufforstungsprojekte. Diese gestalten sich allerdings sehr langwierig, weil die heimischen Arten wie z. B. die Steineiche sehr langsam wachsen und der Verbiss durch Schafe und Ziegen vieles zunichte macht.
Die schönsten und in ihrem Artenreichtum interessantesten Wälder sind die „foreste demaniali“ (ausgewiesene Staatsforste).

Feigenkaktus

Feigenkakteen mit Früchten

Beinahe überall anzutreffen ist der Feigenkaktus, der auch gern als Hecke zur Grundstücksbegrenzung angepflanzt wird.
Die Art stammt ursprünglich aus Amerika. Sein Name „Fico d’India“ (Indische Feige) erinnert an die Zeit der Entdeckung Amerikas, als man sich noch in Indien wähnte.

Vorsicht ist beim Pflücken und Schälen der wohlschmeckenden Früchte geboten, denn diese sind von unzähligen winzigen Stacheln überzogen, die in die Haut eindringen und kaum zu sehen sind.

Die oft in den Orten anzutreffende Dattelpalme wurde von den Arabern eingeführt.
In den letzten Jahren werden jedoch leider viele dieser Palmen von dem eingeschleppten Palmrüssler bedroht. Diese ursprünglich in Asien vorkommende Käferart hat sich inzwischen im gesamten Mittelmeerraum ausgebreitet.
Auch die berühmte Fluss-Promenade in Bosa fiel diesem Käfer zum Opfer und die Palmen mussten gefällt werden.

Die Zwergpalme ist heimisch – ihre Blätter werden zur Herstellung von hübschen Korbwaren verwendet, die Sie überall in den Souvenir-Läden kaufen können.

Die wild wachsende Myrte bietet im Frühjahr weiße Blüten und im Spätsommer blaue oder rötliche duftende Beeren. Die Früchte werden zur Herstellung des berühmten Likörs „mirto sardo“ verwendet.

Tiere

Wildschwein

In den Bergen trifft man oft halbwilde Hausschweine

Die Tierwelt Sardiniens hat schwer unter der Jagdleidenschaft der Sarden zu leiden und ist alles andere als artenreich.

Die Jagd auf die wenigen Mufflons und die sardischen Hirsche ist heute streng verboten, die Bestände erholen sich jedoch nur sehr langsam.
In den Bergen leben noch Hasen, Wildschweine, Wildkatzen, Füchse und vor allem halbwilde Hausschweine, die man auf Wanderungen ziemlich häufig antrifft.
Meist sind diese Schweine recht scheu. In einigen Gegenden haben sie sich aber an Touristen gewöhnt und betteln sie sogar an.

Überall anzutreffen sind bunt schillernde Eidechsen und Schmetterlinge. Gelegentlich trifft man auch auf Schlangen, die alle harmlos und ungiftig sind.

Flamingos

Flamingos im Stagno di San Teodoro

Auch die Vogelwelt wurde durch die Jagd stark dezimiert. Fasanen, Rebhühner und Singvögel gelten immer noch als Delikatesse.
Die berühmten Adler und Geier der Insel sind äußerst selten geworden.
Durch die Trockenlegung der Sümpfe in den Küstenebenen konnte zwar die Malaria besiegt werden, aber es wurde auch der Lebensraum viele hier heimischer Vogelarten zerstört.
Inzwischen wurden einige der Lagunen zum Naturreservat erklärt. Am auffälligsten sind die riesigen rosafarbenen Flamingo-Schwärme. Etwa 8000 Flamingos verbringen hier den Winter, manche bleiben auch das ganze Jahr.

Die Bestände unter Wasser sind durch den Fischfang stark gesunken.
Im Meer leben an einigen Stellen noch zahlreiche Langusten, in den „stagni“ (Lagunenseen) laichen Meeräschen und Aale.
Thunfische ziehen noch alljährlich an Sardinien vorbei. Besonders an der Isola di San Pietro hat der Thunfischfang eine lange Tradition. Der Großteil des Fanges wird nach Japan exportiert.

Das vom WWF gegründete Naturreservat Monte Arcosu bildet eines der letzten Rückzugsgebiete für die ursprüngliche sardische Tierwelt. Hauptsächlich zum Schutz des sardischen Hirsches angelegt, beherbergt er heute eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen, die auf Sardinien bereits sehr selten geworden sind.

Waldbrände

Löschflugzeuge am Strand

Löschflugzeuge bei der Wasseraufnahme am Strand

Ein großes Problem für die sardische Tier- und Pflanzenwelt sind die alljährlich aufflammenden Waldbrände.
Besonders in den trockenen Sommermonaten entstehen immer wieder Brandherde die oft durch Unachtsamkeit wie weggeworfene Zigarettenkippen entstehen. Leider kommt es auch häufig zu vorsätzlicher Brandstiftung.
Die anfangs kleinen Feuer werden durch die starken Winde weiter angefacht und breiten sich rasend schnell aus. Im Sommer 2012 waren die Brände durch die anhaltende Trockenheit und Hitze besonders schlimm.

Die Bekämpfung dieser Brände erfolgt vor allem aus der Luft mit Löschflugzeugen und -hubschraubern. Das benötigte Wasser wird entweder den Stauseen im Landesinneren entnommen oder man verwendet Salzwasser aus dem Meer.

Die Narben in der Landschaft sind noch jahrelang zu erkennen.
Sie können helfen, diese Brände zu vermeiden, indem Sie keine offenen Feuer anzünden, Ihre Zigaretten sorgfältig ausdrücken und jeden entstehenden Brand sofort unter der Nummer 115 melden.