Arzachena und Umgebung
zur Karte von Arzachena und Umgebung mit den eingetragenen Sehenswürdigkeiten
Arzachena ist die größte Ortschaft im Hinterland der Costa Smeralda.
Für Touristen ist der Ort vor allem wegen der Einkaufsmöglichkeiten interessant. Auch die Restaurants und die Fußgängerzone im Zentrum laden zu einem entspannten Besuch ein.
Abseits der Durchgangsstraße SS125 verläuft der Corso G. Garibaldi (Foto) – eine ruhige, granitgepflasterte Geschäftsstraße mit kleinen Läden und Bars.
Am nördlichen Ende führt eine steile Treppe hinauf zur Kirche Santa Lucia, von deren Terrasse Sie einen schönen Blick auf die Stadt und weit in die Umgebung haben.
Am östlichen Ortsrand steht ein verwitterter Granitfelsen in Form eines überdimensionalen Pilzes – der „Fungo di Arzachena“. (Foto)
Der Weg zum „Fungo“ ist im Zentrum von Arzachena sporadisch beschildert und die Besichtigung ist kostenlos. (siehe Karte)
Über einige Stufen geht es steil nach oben bis direkt unter den „Pilz“.
In der näheren Umgebung von Arzachena liegen einige interessante prähistorische Sehenswürdigkeiten aus der Frühgeschichte Sardiniens und der Zeit der Nuragher.
Diese Stätten sind zu einem archäoligischen Park zusammengefasst. Öffnungszeiten und aktuelle Informationen finden Sie unter
www.gesecoarzachena.it.
Gigantengrab Li Lolghi
Erbauer dieser Anlagen waren die Nuragher, die auch die berühmten Wehrtürme – die Nuraghen – errichteten.
Li Lolghi ist eines der größten von etwa 500 Gigantengräbern, die auf Sardinien entdeckt wurden.
Der obere Teil der Portalstele war weggebrochen und wurde wieder angefügt.
Die kleine Öffnung unten in dieser Stele war der einzige Zugang zur dahinter liegenden Grabkammer.
Die Bauten dienten als Gemeinschaftsgräber für bis zu 200 Verstorbene.
Wahrscheinlich gehörte die Grabanlage zu einem Dorf, das sich etwa 1,5 km nördlich bei dem Nuraghe Lu Naracu befand.
Das Gigantengrab liegt nur ein kleines Stück von der steinzeitlichen Grabanlage Li Muri entfernt. Die Anfahrt zu beiden Gräbern ist gut beschildert. (siehe Karte)
Nekropole Li Muri
Die Grabanlage Li Muri stammt von einer frühen Hirtenkultur – die auf Grund ihrer einzigartigen Relikte für eine eigenständige, sogenannte Arzachena-Kultur gehalten wurde, die während der späten Jungsteinzeit hier lebte.
Inzwischen ordnet man diese jedoch den anderen sardischen Kulturen zu, die hier zum Ende der Steinzeit bis zum Beginn der Kupferzeit lebten.
Li Muri besteht aus den Resten von vier Bestattungskreisen, die ursprünglich von Steinen und Erde bedeckt waren, so dass sich vier Hügel bildeten.
Die Toten wurden innerhalb dieser Hügel in rechteckigen Steinkisten-Gräbern bestattet, deren Reste heute noch gut sichtbar sind.
Außen herum stehen senkrecht eingegrabene Steinplatten, die früher die Einfassung der heute nicht mehr vorhandenen Grabhügel bildeten.
Gigantengrab Coddu Vecchiu (Coddu Ecchju)
Wie auch Li Lolghi wurde dieses Gigantengrab von den Nuraghern erbaut.
Sehr gut erhalten ist hier die über 4 m hohe Portalstele, die mit einem Relief und einer kleinen Eingangsöffnung versehen ist.
Dahinter liegen die steinerne Einfassung und die Abdecksteine der eigentlichen Grabkammer.
Etwa um 1800 v. Chr. wurde zunächst ein Tunnelgrab angelegt, das von den Nuraghern etwa 200-400 Jahre später mit einer bogenförmigen Fassade aus Steinplatten und einem gepflasterten Hof (einer sogenannten Exedra) ergänzt wurde.
Das Grab gehört zu dem benachbarten Nuraghenkomplex La Prisgiona.
Nuraghe La Prisgiona
Der Komplex liegt etwa 1 km vom Parkplatz bei Coddu Vecchiu entfernt (siehe Karte).
Sie können ihn mit dem Auto erreichen oder zu Fuß über einen extra angelegten und beschilderten Wanderweg.
Der Nuraghe selbst besteht aus einem Hauptturm und zwei Nebentürmen, die gemeinsam mit einem Innenhof von einer Mauer umfasst werden.
Der Hauptturm ist gut erhalten und heute noch etwa 7 Meter hoch. Im Inneren gelangt man zunächst in einen kleinen Vorraum in dem sich rechts eine kleine „Wächterzelle“ öffnet und links eine Treppe innerhalb der Mauern nach oben führt. Im runden Hauptraum, der von einem Tholos-Gewölbe überdacht ist, befinden sich mehrere Nischen, deren Funktion nicht geklärt ist.
Die Anlage entstand während der Bronzezeit und war vom 14. bis zum 9. Jahrhundert v. Chr. bewohnt. Während der römischen Kaiserzeit erfolgte eine erneute Nutzung.
Um den Nuraghen entstand ein Dorf mit etwa 90 Rundhütten, deren Mauern noch sehr gut erhalten sind.
Einige der Hütten dienten als Werkstätten für verschiedene Handwerke wie der Herstellung von Keramik und auch als Bäckerei.
Schmale gepflasterte Gassen durchziehen die Ansiedlung noch heute.
Eine der größten Hütten diente vermutlich als Versammlungsraum und ist mit einer umlaufenden Sitzbank errichtet worden.
Für die Wasserversorgung grub man einen 7 Meter tiefen Brunnen, der heute noch Wasser führt.
Nuraghe Albucciu
Der Nuraghe liegt direkt neben der SS125. Gegenüber befindet sich ein Info-Center über die prähistorischen Sehenswürdigkeiten der Umgebung.
Von dem Nuraghe selbst sind nur noch das unterste Stockwerk, ein paar Wehrgänge und eine Plattform erhalten.
Eine Treppe führt zur Plattform hinauf.
Die Anlage wurde in den Jahren 1960/61 ausgegraben. In der Umgebung wurden auch die Reste einens nuraghischen Rundhüttendorfes entdeckt.
Bei Albucciu handelt es sich um eine Frühform der Nuraghenarchitektur, die als Proto-Nuraghe oder Korridor-Nuraghe bezeichnet wird.
Im Gegensatz zu den anderen, meist frei stehenden Nuraghen Sardiniens, wurde dieser an einen vorhandenen Granitfelsen gebaut, der dadurch in die Struktur einbezogen wurde.
Aus zahlreichen Funden konnte geschlossen werden, dass die Anlage etwa von 1400 v. Chr. bis 650 v. Chr. bewohnt war.
Tempietto Malchittu
Am Info-Center beginnt ein Weg zur Ruine eines Tempels der Nuragher – dem Megarontempel Malchittu. Die Wanderung dorthin dauert ca. eine halbe Stunde und führt durch eine bizarr verwitterte Granitlandschaft.
Der Tempel entstand etwa im 15. Jahrhundert v. Chr. und ist einer der wenigen Beispiele dieser nuraghischen Tempelarchitektur. Wegen ihrem rechteckigen Grundriss werden diese Bauwerke als Megarontempel bezeichnet. Insgesamt sind nur 20 solcher Tempel auf Sardinien bekannt.
Malchittu hat eine rechteckige Vorhalle und eine Apsis als rückwärtigen Abschluss der Haupthalle. Ursprünglich war der Tempel sicher mit einem hölzernen Giebeldach bedeckt, da die Mauern für ein steinernes Gewölbe zu schwach gewesen wären.
Neben der Nutzung als Kult- und Opferstätte konnte auch eine spätere Verwendung als Wohngebäude nachgewiesen werden.
Gigantengrab Moru
Die spärlichen Überreste dieser Grabanlage befinden sich nur etwa 300 Meter vom Nuraghen Albucciu entfernt schräg gegenüber auf der anderen Seite der SS125. (siehe Karte)
Durch die Nähe zu der Nuraghensiedlung ist zu vermuten, dass die Nuragher von Albucciu hier in Moru ihre Verstorbenen bestatteten.
Die Grabkammer war ursprünglich von einem großen Erd- und Steinhügel bedeckt.
Bei den Ausgrabungsarbeiten stieß man auf Funde, die eine Nutzungsdauer etwa von 1600 v. Chr. bis 900 v. Chr. durch die Nuragher belegen.
Während der punischen Periode auf Sardinien erfolgte offenbar eine erneute Nutzung, denn im Inneren des Ganges fand man eine Münze aus der Zeit von 300 v. Chr.