Santa Vittoria
zur Karte von Santa Vittoria mit den eingetragenen Sehenswürdigkeiten
Der Komplex von Santa Vittoria befindet sich in herrlicher Lage auf der Hochebene Giara di Serri. Die Anlage dehnt sich auf einer Fläche von etwa 3 ha aus.
Insgesamt stehen hier noch die Reste von über 50 Gebäuden aus der Nuragher-Zeit. Deren Bau wird in die Zeit vom 13. bis 8. Jahrhundert v. Chr. datiert.
Die Bauwerke sind in verschiedene Bereiche eingeteilt, die dem Brunnenheiligtum zugeordnet werden und als Wohn-, oder Versammlungsgebäude gedeutet werden.
Im Info-Center erhält man eine Übersichtskarte des weitläufigen Areals mit deutscher Beschriftung. Die Orientierung im Gelände ist mit dieser Karte jedoch etwas schwierig, weil die Anordnung der einzelnen Bereiche und die Abstände zueinander verzerrt dargestellt sind.
Das bedeutendste Bauwerk des Komplexes ist der Brunnentempel mit der heiligen Quelle.
Der Brunnenschacht ist etwa drei Meter tief und wurde mit sorgfältig behauenen Basaltblöcken verkleidet. Ursprünglich war er vermutlich mit einer Kuppel überdacht, von der nur noch kleine Andeutungen erhalten sind.
Eine Treppe führt vom Vorraum hinunter zur Quelle. An den Seitenwänden des kleinen Vorraumes befinden sich steinerne Sitzbänke, die offenbar für religiöse Riten oder als Ablage für Votivgaben benutzt wurden.
Mitten im Vorraum ist ein kleines Sammelbecken in den Boden eingelassen, von dem ein Kanal schräg nach außen führt. Hier fanden wohl Opferungen statt und der Kanal verhinderte eine Verunreinigung der Quelle mit dem Blut der geopferten Tiere.
Der Brunnentempel und die zugehörigen Gebäude stehen auf einem Felsvorsprung am Rand der Giara di Serri.
Bereits zu byzantinischer Zeit stand hier eine kleine Kirche, auf deren Überresten im 11.-12. Jahrhundert die heutige Kirche errichtet wurde. Diese Kirche ist der Maria della Vittoria geweiht und gab der umliegenden Anlage ihren heutigen Namen.
In der Umgebung der Kirche wurden bei Ausgrabungen Gegenstände gefunden, die darauf schließen lassen, dass hier im 6. und 7. Jahrhundert eine byzantinische Garnison stationiert war.
Neben der Kirche befindet sich ein Aussichtspunkt von dem man einen phantastischen Blick über die darunter liegende Ebene hat. Unten im Tal sieht man den Ort Gergei (Foto) und weiter rechts die Giari di Gesturi.
Nur ein paar Meter vom Brunnen entfernt, befindet sich der sogenannte Festplatz.
Der gesamte Platz ist von einer elliptischen Mauer (ca. 75 x 50 m) umgeben und war wohl ursprünglich komplett gepflastert.
In die Mauer sind mehrere Gebäude integriert, die z. B. als „Gießerei“, „Versammlungshaus“ oder „Küche“ bezeichnet sind.
Im Norden des Platzes stehen noch die Überreste von einzelnen Zellen mit Sitzbänken (Foto).
Weiterhin sind noch die Reste von einer Reihe rechteckiger Säulen zu erkennen, die sich innen an der Außenmauer entlang ziehen. Vermutlich trugen diese Säulen ein Holzdach und bildeten so eine bescheidene Behausung für die Pilger.
Der gesamte Komplex von Santa Vittoria wurde bereits Anfang des 20. Jahrhunderts unter der Leitung des Archäologen Antonio Tamarelli untersucht. Tamarelli vermutete, dass hier religiöse Feste und sportliche Wettkämpfe stattfanden.
Seine Arbeiten wurden von verschiedenen Forschern weitergeführt, die jedoch unterschiedliche Hypothesen zu den hier gemachten Ausgrabungen hatten.
Weil die Nuragher keinerlei schriftliche Aufzeichnungen hinterließen, sind die Deutungen oft ziemlich spekulativ.
Nördlich des „Festplatzes“ steht ein einzelnes Gebäude, das auf der zugehörigen Infotafel als „Tempio in antis“ bezeichnet wird. (Foto)
Tamarelli sah darin definitiv keinen Tempel, sondern die Behausung eines Anführers (Capanna del Capo).
Im Info-Zentrum am Eingang erklärte man mir, das die Nuragher hier den Mond angebetet hätten…
Trotz der verschiedenen Interpretationen und teilweise verwirrenden Angaben auf den Infotafeln, ist ein Besuch der Anlage sehr beeindruckend und gibt einen Einblick in die großartigen Bauleistungen der Nuragher.
Isili
Von Santa Vittoria können Sie noch einen Abstecher nach Isili machen.
Die sehr lebendige Gemeinde bietet alle Versorgungsmöglichkeiten und in der schönen Umgebung gibt es zahlreiche prähistorische Sehenswürdigkeiten. Im Sommer wird Isili vom Trenino Verde angefahren. Auch bei Kletterern ist die Gegend sehr beliebt.
Die bekannteste Sehenswürdigkeit ist der Nuraghe Is Paras (Foto). Er steht am nördlichen Stadtrand und gilt als einer der schönsten Nuraghen Sardiniens. Im Gegensatz zu den meist düster wirkenden Nuraghen wurde hier weißer Kalkstein als Baumaterial verwendet.
Wenn Sie von hier weiter nach Norden fahren, fahren sie über den Stausee Is Barrocus. Auf einer Klippe mitten im See steht die kleine Kirche San Sebastiano.
Chiesa di San Sebastiano
Nördlich von Isili führt die SS128 auf einer Brücke über den Stausee Lago is Barrocus.
Mitten im See befindet sich eine große Klippe, auf der die Chiesa di San Sebastiano steht.
Wann die Kirche erbaut wurde, ist nicht bekannt. Dokumente belegen jedoch, dass sie Ende des 16. Jahrhunderts als Gotteshaus genutzt wurde.
Nach einer Tragödie, bei der während einer Hochzeit mehrere Menschen die Klippe hinunterstürzten, verfiel die Kirche.
Mit dem Bau des Staudammes Is Barrocus 1985-1991 wurde die Klippe zu einer Insel und kann heute nur noch mit dem Boot erreicht werden.
Inzwischen wurde die Kirche in ihrer ursprünglichen Form restauriert, wird jedoch nicht für Gottesdienste genutzt.